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Anlagen:
Rede von Dr. Rolf Heinrich

Pressemitteilung des Gelsenkirchener Friedensforums

Trotz widerwärtiger Witterungsbedingungen kamen am Ostersonntag wie im letzten Jahr etwa 200 Ostermarschierer/innen in den Stadtgarten, um für "Für Frieden, Abrüstung und Demokratie" zu demonstrieren. Die Veranstaltung des Gelsenkirchener Friedensforums stand unter dem Motto "Ent-Rüstung gegen soziale Ausgrenzung", bei der ein Blumengesteck am Mahnmal für die Opfer des Faschismus niedergelegt wurde.

Rolf Gildenast tanzte zu dem Lied "Lean on me" von Al Jareau die eigens für diesen Anlass entwickelten Choreographie "Das letzte Hemd". Ein durch Ziegelmauer und Bundesadler symbolisierter Staat erweist sich darin als unfähig, dem Armen nach dem Verlust seines letzten Hemdes die dringend benötigte Hilfe zu gewähren. Der Nieselregen und der schlammige Boden vor dem Mahnmal unterstützte noch die Intensität seines Vortrags, der von den Zuschauern mit Begeisterung aufgenommen wurde.

Pfarrer Rolf Heinrich aus GE-Hassel erinnerte in seiner Ansprache daran, dass Menschen nach wie vor zu Opfern werden. Die Säuglingssterblichkeit und die Kinderarmut sei im Ruhrgebiet besonders hoch und es fehle das Geld für Kindergartenplätze und Jugendtreffs, obwohl wir in einem der reichsten Länder der Erde lebten, in dem Unternehmen Rekordgewinne erwirtschafteten und die "Hersteller von Tötungsmaschinen prächtig von der neuen Weltlage profitieren". Nicht sozial abrüsten, sondern militärisch abrüsten, diene dem Leben. Zum Widerspruch zwischen öffentlich propagiertem Sparzwang und den weltweiten militärischen Ambitionen der Bundesregierung meinte er: "Sozialabbau und kopfloses Sparen, eine dadurch bedingte vorsätzlichen Ausgrenzung der Armen und Schwachen zerstören die Gesellschaft und sind Gewalt." Die Solidarität der Wohlhabenden mit den Armen sei lebensnotwendig für eine Gesellschaft, die sich nicht selbst zerstören wolle. "Wir aber leben in einer Klassengesellschaft, die darauf setzt, dass Menschen, vereinzelt und allein gelassen für sich und ihr Leben sorgen sollen". Privatisierung entziehe der Demokratie Gestaltungsmöglichkeiten. Angesichts der unwürdigen und ungerechten Lebensverhältnisse müsse eigentlich auch in Deutschland längst ein Sturm der Entrüstung losgebrochen sein. "Eine Welt ohne Armut und Rüstung ist nicht nur möglich, sie ist notwendig, um die Not zu wenden." sagte er den Ostermarschierern.

Nach einer kurzen Rast radelten über 100 Ostermarschierer trotz stärker werdenden Regens weiter nach Bochum-Langendreer.

WAZ-Artikel vom 18.4.2005
Buersche Zeitung vom 18.4.2005