Aus:WAZ

Der Staat ist keine Stütze mehr

Deutliche Kritik an nationaler und internationaler Politik beim Friedensmarsch am Ostersonntag.   Rund 100 Teilnehmer kamen zur Veranstaltung in den Stadtgarten

Mit einer nur für diese Veranstaltung geschaffenen Performance begeisterte Tänzer Rolf Gildenast die Teilnehmer des Ostermarsches im Stadtgarten.

Foto: WAZ, Cornelia Fischer

Zum 45. Mal fand in diesem Jahr der Ostermarsch für den Frieden statt. Wieder war das Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Stadtgarten eine Station, an der der Fahrradkonvoi am Ostersonntag Halt machte, um mit dem Friedensforum Gelsenkirchen gegen Krieg und Aufrüstung zu demonstrieren. Das Motto diesmal: "Ent-Rüstung gegen soziale Ausgrenzung".

Auf Grund des beharrlichen Regens versammelten sich in diesem Jahr "nur" rund 100 Teilnehmer am Stadtgartenpavillon, wie die Polizei mitteilte. "Das zentrale Thema ist diesmal besonders der drohende Militärkonflikt mit dem Iran sowie die mittlerweile weltweite Militärpräsenz der EU", so Leo Kowald vom 2001 gegründeten Friedensforum, das die Veranstaltung wieder organisierte.

Mit dabei war auch Tänzer Rolf Gildenast, der eine eigens für diesen Anlass kreierte Choreographie mit dem Titel "Das letzte Hemd" aufführte. Darin lieferte er einen satirischen Kommentar zur Lage der Nation: Der Arme, dem selbst das letzte Hemd genommen wird, wird vom Staat nicht aufgefangen - ein Ziegelsteinturm stürzt symbolisch ein, konterkariert von Al Jarreaus Song "Lean on me".

Pfarrer Rolf Heinrich aus Hassel betonte in seiner Ansprache, dass Menschen nach wie vor aus politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Machtinteressen zu Opfern werden. Er zitierte dabei die Bibel: "Die Wurzel allen Übels, aller Kriege und Gewalttaten, ist die Habgier." Heinrich ergänzte: "Der persönlichen Habgier entspricht die Struktur einer Wirtschaft, die in der Steigerung der Profitrate ihr einziges Ziel und ihren Sinn sieht." Die neue Bundesregierung unterstütze menschenverachtende Prozesse, indem sie das Land zur Militärmacht aufrüsten wolle.

Sto

18. April 2006