Presseecho |
Zeitzeuge warnt vor dem Erstarken von Neonazis |
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Die
Musiker Norbert Labatzki, Mahir Abdik und Leo Kowald begrüßten die Radler, die
von Samstag bis Montag die Strecke von Duisburg nach Dortmund absolvierten,
musikalisch am Stadtgartenpavillon an der Zeppelinallee.
Am
Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungsstätten hielt Lothar Wickermann vom Friedensforum
Gelsenkirchen eine Rede, die an die Verbrechen der Nazis, den brutalen
Angriffskrieg Hitlers, gemahnte. "Im Schutze dieses Krieges fand der
größte Völkermord der Geschichte statt - die Vernichtung der Juden
Europas." Wickermann rief zum Widerstand gegen die wieder erstarkenden
Nazis auf: "Der Eklat im sächsischen Landtag ist nur die Spitze des
Eisbergs. Nazis sitzen auch in Kommunalparlamenten in NRW. Die NPD kandidiert
wie selbstverständlich bei den kommenden Landtagswahlen. Das Grundgesetz, das
ein Verbot aller Naziorganisationen vorsieht, wird so mit Füßen getreten."
Peter
Gingold, ein 89-jähriger Zeitzeuge aus Frankfurt/Main und Überlebender des
Holocaust, der die ganze Strecke mitradelte, mahnte: "Wir sollten nicht
nur der Toten gedenken, sondern auch überlegen, wie das deutsche Volk sich
derart erniedrigen konnte, andere Menschen zu versklaven, zu foltern, zu
ermorden." Auch Gingold warnte nachdrücklich davor, dass rechtsradikale
Organisationen wieder Zulauf erhalten. Die heutige Generation sei nicht
verantwortlich für die Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, wohl aber dafür, dass
so etwas nie wieder geschehen kann.
Ein
weiteres Thema war der Entwurf der EU-Verfassung: Die Friedensfreunde stellen
sich (so die Presseerklärung) dagegen, dass neu aufzubauende EU-Streitkräfte zu
weltweiten Kampfeinsätzen entsandt werden können, dass Aufrüstung zur
Verfassungspflicht wird, indem von den Mitgliedstaaten verlangt wird, die
"militärischen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern", und dass eine
Rüstungsagentur ("Agentur für Entwicklung der Verteidigungsfähigkeit,
Forschung, Beschaffung und Rüstung") vorgesehen ist.
Aus:
28.03.2005 Von
Mario Stork
Ostermarschierer
gegen Krieg und braune Gefahr
Unter dem Motto "Sechzig
Jahre danach: Faschismus war und ist ein Verbrechen!" hatten sich am
Ostersonntag etwa 200 Teilnehmer des Ostermarsches Ruhr im Stadtgarten am
Mahnmal der Opfer des deutschen Faschismus versammelt. Zum 60. Mal jährt sich
der Tag, an dem der zweite Weltkrieg endete. Das ist Anlass, auf die
wiederaufkeimende braune Gefahr aufmerksam zu machen.
"Im Schutz des Krieges fand der größte Völkermord der Geschichte statt –
die Vernichtung der Juden Europas." Am Mahnmal erinnerte Lothar Wickermann
von der Gelsenkirchener Antifa an den Zusammenhang zwischen Weltkrieg und
NS-Verbrechen. Vor allem warnte er vor der neuen Gefahr von Rechts, wie sie
sich in immer offensiveren Auftritten der neofaschistischen NPD und deren
Wahlerfolg unter anderem in Sachsen zeige.
"Nie wieder darf von deutschem Boden ein Krieg ausgehen! Nie wieder darf
der Faschismus in Deutschland eine Chance bekommen!" betonte er unter dem
Beifall der Zuhörer. "Nazi-Aufmärsche gegen die Ausstellung über
Verbrechen der deutschen Wehrmacht, Aufmarsch zum Jahrestag der Bombardierung
Dresdens, geplante Aufmärsche zum Jahrestag der Befreiung am 8. Mai",
Wickermann ist entsetzt über die jüngsten Auftritte von Neo-Nazis.
"Verbrechen wie der Mord an sechs Millionen Juden werden geleugnet,
Auschwitz wird geleugnet. Aus Nazi-Tätern werden Opfer", wehrt er sich
gegen Versuche nationalistischer Geschichtsklitterung.
Kritik an der Politik der Regierung
Kritik übte er an der Außenpolitik der rot-grünen Bundesregierung. Ausgerechnet
diese habe den Umbau der Bundeswehr zur Interventionsarmee umgesetzt.
Erfahrungen von 1945 würden vergessen. Die Entscheidung für weltweite
Auslandseinsätze der Bundeswehr seien Ausdruck neuer Geschichtslosigkeit,
meinte Wickermann.
Ebenfalls vor einem Wiederaufkeimen des Faschismus warnte der NS-Überlebende
Peter Gingold in einer kurzen Ansprache. "Wir müssen im Blick behalten,
wie es damals dazu kommen konnte, dass ein Volk wie das deutsche, wegen seiner
Kultur bewundert, das Schändlichste tun konnte", erinnerte der inzwischen
89 Jahre alte Widerstandskämpfer an Massenmord, Folter und Versklavung in der
Zeit des Nationalsozialismus.
Nach Kranzniederlegung und Schweigeminute am Mahnmahl für die Opfer des
deutschen Faschismus setzten die Demonstranten den Weg in Richtung Bochum fort.
Aus:
28. März 2005 von Niels Holger Schmidt