"Wir sind viel näher am Irak als Amerika"


WAZ-Artikel vom 28.10.2002, Gelsenkirchener Lokalseite

Für Frieden sang Ali Mahir Abdik von der Alternative e.V., der mit dem Friedensforum demonstrierte. WAZ-Bild: Martin Möller

Während in Berlin tausende Menschen gegen einen möglichen Irak-Krieg demonstrierten, trafen sich in Gelsenkirchen nur eine Handvoll Friedensaktivisten zu einer Kundgebung mit Musik von Ali Mahir Abdik auf dem Neumarkt.

Aufgerufen zu der Kundgebung hatte das Friedensforum Gelsenkirchen, das seinerseits einem Aufruf der amerikanischen Friedensbewegung folgte. Unter dem Motto "Verhindert den Krieg, bevor er beginnt" fanden in vielen Städten Demonstrationen und Kundgebugen statt.

"Viele Menschen sind in den letzten Wochen auf uns zugekommen und haben uns gesagt, dass sie Angst haben", erzählt Karmelita Gaertig vom Friedensforum. Auch deshalb sei es klar gewesen, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Die Teilnehmer sprachen sich gegen George Bushs "Blankovollmacht zum Bombenwerfen" aus, betonten aber gleichzeitig, dass sie keinesfalls anti-amerikanisch eingestellt seien. Auch wolle niemand die irakische Seite "schönreden", so Lothar Wickermann. Einen "präventiven" Angriff auf den Irak aber halte er für einen großen Fehler, der viele Unschuldige das Leben kosten werde.

Als "unerträglich" bezeichnete Marianne Konze die jetzige Situation. Begriffe wie zum Beispiel "Präventivschlag" würden dazu benutzt, kriegerische Aktionen als Mittel zur Friedenssicherung zu verkleiden, so die Symbolfigur der Gelsenkirchener Friedensbewegung. Terror könne man nicht mit Krieg bekämpfen. Statt immer mehr Geld in die Rüstung zu stecken, sollte in bildungspolitische und soziale Maßnahmen investiert werden.

"Falls der Kanzler seine Meinung ändert, sind auch unsere Soldaten betroffen", fürchtet Gabriele Felsenheimer und setzte wie viele andere Passanten ihre Unterschrift spontan auf die Protestliste des Forums. "Viele denken, wir sind weit weg, aber wir sind viel näher am Irak als Amerika." cv

27.10.2002