Öffentlichkeit als zweite Supermacht (aus Neues Deutschland) :
Fragen an Manfred Stenner,
Netzwerk Friedenskooperative
Im Krieg gegen Irak haben die USA und Großbritannien militärisch gesiegt.
Wofür und wogegen lohnt es bei den Ostermärschen noch zu demonstrieren?
Stenner: Es geht u.a. darum, dass dieser Krieg auch im Nachhinein keine Legitimität bekommt.
Deshalb fordern wir weiterhin eine UN-Vollversammlung »Uniting for peace«, die den Irak-Krieg eindeutig
verurteilt. Irak braucht eine Regierung aus dem Volk heraus und keine Besatzungsregierung. Das Verhalten
der verbliebenen Supermacht bleibt ein großes Problem, und deshalb wird es nötig sein, die
Weltöffentlichkeit zur zweiten Supermacht auszubauen.
Die Bush-Regierung droht inzwischen
Syrien und Iran – müssen wir uns an so genannte Präventivkriege gewöhnen?
Es droht eine
militärische Machtpolitik der USA für den gesamten Nahen und Mittleren Osten. Wir hoffen, dass die neue
globale Friedensbewegung wach bleibt und sich weiter einmischt – auch wenn die Aktionen demnächst
sicherlich kleiner werden. Die kritische Öffentlichkeit ist ebenso wie die Politik gefordert, sich für eine
Stärkung der UNO und gegen die Pläne der US-Regierung einzusetzen.
In der Bundesregierung
wird überlegt, Europa als Gegengewicht zu den USA aufzurüsten.
Der militärische Vorsprung der
USA ist unaufholbar. Ein Rüstungswettlauf wäre ohnehin die falsche politische Antwort. Nötig ist eine faire
Kooperation mit den Ländern des Südens und gerade mit der arabisch-islamischen Welt. Auch darum soll es bei
den Ostermärschen gehen.
Interview: Wolfgang Hübner