Begrüßung und Ansprache von Hildegard Maier,
Friedensforum Gelsenkirchen:
Begrüßung:
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
in Zeiten der Corona-Krise ist vieles anders als sonst. Eigentlich wollte ich Euch
im Namen des Gelsenkirchener Friedensforums persönlich willkommen heißen vor
dem Mahnmal im Gelsenkirchener Stadtgarten, dass uns erinnern soll an die
ungezählten ermordeten Menschen in den Konzentrationslagern. Es waren Menschen
die sich diesem unmenschlichen System nicht beugten und politischen Widerstand
leisteten: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftler und Parteilose .Es
waren Juden, Christen, Roma oder Außenseiter der Gesellschaft, die der
Verfolgung und dem Hass ausgesetzt waren. Das alles hatte vor 75 Jahre mit der
Befreiung von Krieg und Faschismus geendet.
Und wo immer ihr Euch dieses kleine Video anschaut, bitte ich Euch, dieser Opfer
des Faschismus zu gedenken.
Vorstellung und Ansprache:
Das Großmanöver Defender 2020 wurde wegen Corona abgebrochen. Aber wir dürfen nicht
vergessen, dass die Aufrüstung und Kriegsvorbereitungen fortgesetzt werden.
Leider hat im letzten Jahr Präsident Trump mit der Kündigung des INF Vertrages die
Abrüstung nuclearer Mittelstreckenraketen ein neues Wettrüsten u. a. mit Atom-waffen
eingeläutet. Das bedeutet, dass Europa wieder zum atomaren Schlachtfeld werden
soll.
Damit nicht genug!
In Europa lagern an 6 Standorten amerikanische Atombomben u.a. in:
Büchel (Deutschland ), Kleine-Brogel (Belgien) und Volkel (Niederlande).
Offiziell unterliegen die Zahl und Lagerungsorte der US-Atomwaffen in Europa der
Geheimhaltung. Im April 2019 veröffentlichte der kanadische Senator Joseph Day
in einem NATO-Bericht zum ersten Mal diese 6 europäischen Militärstützpunkte in
Europa.
In Büchel, 130 km von Gelsenkirchen entfernt lagern 20 amerikanische Atombomben.
Die Trump-Regierung beabsichtigt die Atombomben in nächster Zeit zu
modernisieren d.h. schneller und effektiver zu machen. In Büchel trainieren Bundeswehrpiloten den Abwurf der Atombomben. Im Rahmen der nuklearen Teilhabe nehmen NATO-Mitglieder an der Planung, Vorbereitung und Übung des
Einsatzes von US- Atomwaffen teil. Aber allein, der amerikanische Präsident
entscheidet, wann eine Atombombe aktiviert wird.
Jetzt ist es Zeit zu handeln !
Obwohl sich der deutsche Bundestag vor 10 Jahren für den Abzug der Atomwaffen
ausgesprochen hat, will die Bundesregierung jetzt neue Trägersysteme für diese Atomwaffen
kaufen. Welch ein Widerspruch.
Wir fordern, dass alle politisch Verantwortlichen endlich wach werden und dafür
sorgen, dass dieser Bundestagsbeschluss umgesetzt wird. In einem offenen Brief
der Organisation ICAN an Außenminister Heiko Maas heißt es:
Im Koalitionsvertrag haben Sie geschrieben "Deutschland wird neue Initiativen für
Rüstungskontrolle und Abrüstung ergreifen". Die deutsche Bevölkerung steht mit
großer Mehrheit hinter der Forderung, Atomwaffen völkerrechtlich zu verbieten
und die verbleibenden U-S Atomwaffen abzuziehen. Bei dem Konflikt um den
INF-Vertrag hat die Bundesregierung keine Initiative angestoßen, stattdessen hat sie sich der
Position der USA angeschlossen. Nach der Katastrophe von Fukushima hat die damalige Bundesregierung die Reichweite
dieses Risikos verstanden und den Ausstieg aus der zivilen Nutzung der
Atomenergie beschlossen. Werden Atombomben als weniger gefährlich angesehen?
Die Zerstörungskraft der Atombombe, die vor 75 Jahren Hiroshima zerstörte,
entsprach 12,5 TNT. Heute sind Atombomben 50mal stärker.
Noch mehr und neue Waffensysteme, unbenannte Kampfdrohnen, Killerroboter stehen auf
dem Wunschzettel des deutschen Verteidigungsministeriums. Präzise, schnell und
anonym einsetzbar sollen sie sein. Auf der Sicherheitskonferenz in München in
diesem Jahr sprach Walter Steinmeier davon, dass Deutschland "Verantwortung"
zeigen muss. Ja richtig, Deutschland und vor allem unsere Regierung muss
Verantwortung gegenüber der Bevölkerung zeigen. Diese gebetsmühlenartigen Wiederholungen
offenbaren, dass es um nichts anderes geht, als bei Kriegen, egal wo sie
stattfinden, mitzumischen. Die Grundlage ist der NATO-Beschluss, die Ausgaben jedes
Jahr um 2 % zu steigern. Die Begründung mehr Waffen-mehr Sicherheit.
Wir Menschen brauchen mehr soziale Sicherheit! Sie brauchen z. B. eine Wohnung, ein
Einkommen um sich und die Familien ernähren zu können. Das ist keine
Selbstverständlichkeit mehr. Die Lebensmitteltafeln in Deutschland
verzeichneten im letzten Jahr einen Anstieg um 10 %. Es fehlt Personal im
Gesundheitswesen und Lehrer in den Schulen, und nicht erst heute. Eine
Gelsenkirchener Grundschule musste im letzten Jahr nach den Herbstferien den
Unterricht regelmäßig mittwochs ausfallen lassen wegen Lehrermangel. Diese
Aufzählung ließe sich noch beliebig erweitern, wenn man sich den Armutsbericht
der Wohlfahrtsverbände anschaut.
Es fehlt Geld für den dringend benötigten öPNV. Anstatt ihn kostengünstig für alle
anzubieten und klimagerecht auszubauen, wie in Luxemburg, werden hier in Gelsenkirchen
die Fahrpreise jedes Jahr regelmäßig erhöht.
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
wir leben in einer Zeit, in der Kriege nicht mehr begrenzbar sind, sowohl regional
wie auch zeitlich. Die Kriege in Afghanistan, Irak, Syrien, Jemen und viele
andere zeigen uns doch, auch wenn wir die TV-Bilder nicht mehr sehen, das
nicht enden wollende Elend, das schreckliche Leid der Menschen und die
ungeheure Zerstörung der Städte und Landschaften.
Die Alternative zur Aufrüstung und Drohungen können nur Abbau von Vorurteilen
Verhandlungen, Verträge und Völkerverständigung der Zivilgesellschaft heißen.
Wir hatten im Winter Vertreter der Organisation Bike for Peace and New Energies
eingeladen. Alle Vorbereitungen für die große interkontinentale Friedensradtour
von Paris nach Hiroshima/ Nagasaki vom 7.5.-6.8.2020 waren gelaufen. Die
Teilnehmer wollten auf ihrer Route durch NRW am 23.5.2020 einen Aufenthalt auf
dem Sportgelände DJK Schwarz-Weiß in Gelsenkirchen-Süd machen. Das Ziel für
die Friedensradler war die Teilnahme an den Gedenkfeierlichkeiten zum 75.
Jahrestag des Abwurfs der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Leider musste
auch diese Friedensradtour wegen Corona abgesagt werden.
Die Stadt Gelsenkirchen ist seit 2006 Mitglied im weltweiten Städtebündnis Mayors
for Peace, Bürgermeister für den Frieden, dass sich verpflichtet aktiv für die
Abschaffung der Atomwaffen einzusetzen. Es ist gut, wenn dieser Ratsbeschluss
nicht in Vergessenheit kommt. Aus diesem Grund haben wir den Oberbürgermeister
unserer Stadt eingeladen als Vertreter der Stadt Gelsenkirchen die Teilnehmer
zu begrüßen und Friedenswünsche mit auf dem Weg geben. Leider haben wir eine
Absage erhalten.
Zum Schluss möchte ich euch sagen, dass der Ostermarsch lebt, wenn nicht auf der
Straße, so doch in unserem Herzen.
Das Friedensforum Gelsenkirchen unterstützt den
Aufruf zum Ostermarsch Rhein Ruhr 2020:
Atomwaffen verbieten - Klima schützen statt aufrüsten - Nein zur EU-Armee!
Die Friedensbewegung geht Ostern auf die Straße für Frieden, Entspannung und Abrüstung. Im 60. Jahr seines Bestehens lädt der Ostermarsch alle Menschen ein, vom 11. bis 13. April 2020 in den Städten an Rhein und Ruhr für den Frieden zu demonstrieren!
Manöver und Aufrüstung stoppen!
75 Jahre nach Ende des II. Weltkriegs stehen die Zeichen in Europa auf Aufrüstung, Militarisierung und gefährliche Konfrontation. Im Mittleren Osten ist der Konflikt zwischen den USA und dem Iran neu eskaliert, es droht ein blutiger Krieg. In dem für April und Mai angesetzten Manöver "Defender 2020" üben 37.000 NATO-Soldaten den Krieg gegen Russland. Die Hochrüstung der NATO lässt sich nicht mit den russischen Militärausgaben rechtfertigen: die der NATO sind 15mal höher. Spätestens seit der Aufkündigung des INF-Vertrages zum Verbot von Atomraketen in Europa steht ein neues atomares Wettrüsten bevor. Ganz nah bei uns in Büchel in der Eifel sollen neue US-Atombomben stationiert werden. Für viele führende Politiker*innen in Europa, vor allem in Deutschland und Frankreich, reicht die ungeheure Vernichtungskraft der NATO nicht mehr aus. Sie wollen zusätzlich eine eigene Aufrüstung der EU und eine EU-Armee - den Blick auf die ganze Welt gerichtet. Die EU und die deutsche Verteidigungsministerin betrachten Regionen in Afrika und Asien als ihre militärischen Einflusszonen. Wir brauchen weder die NATO noch eine Militär-EU - wir wollen eine zivile Friedensordnung vom Atlantik bis nach Wladiwostok!
Militär zerstört das Klima!
Hochrüstung, atomare Vernichtung und der Klimawandel sind die existenzbedrohenden Gefahren für die Menschheit. Militär ist einer der größten Klimakiller. Allein das US-Militär setzt mehr CO2 frei als Länder wie Schweden. Der Klimawandel erzeugt Konflikte um Ressourcen, um landwirtschaftlich nutzbare Flächen und um bewohnbare Küstenregionen: dadurch erhöht sich die Kriegsgefahr. Deutschland steigert den Militäretat 2020 auf über 45 Milliarden Euro, während der Umweltetat nur knapp 3 Milliarden Euro umfasst. Das Geld, das für Rüstung und Krieg ausgegeben wird, fehlt beim Kampf für mehr Klimagerechtigkeit. Stoppt Rüstung und Krieg - rettet das Leben auf der Erde! Wir brauchen das Geld zum Aufbau einer Welt, in der alle Menschen ohne Hunger und Not leben können, sowie für Bildung und Wohnen, Gesundheit, eine bessere Alters- und Krankenversorgung und eine intakte Umwelt. Wir treten für faire Wirtschaftsbeziehungen mit allen Ländern ein, damit niemand zur Flucht gezwungen wird, um die eigene Existenz zu retten.
Rechte Demagogen zurückdrängen!
Rechte Ideologien fördern Feindbilder, Konfrontation und Krieg, im Inneren schüren sie Hass und Gewalt. Allen voran die AfD: sie ist eine rechtsextreme, rassistische Partei im Bundestag, deren Sprecher*innen die Taten deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen verherrlichen. Heute fordert sie - gemeinsam mit anderen im rechten politischen Spektrum - eine Einsatzbereitschaft der Bundeswehr "mit höchster Intensität". Den menschenfeindlichen Umtrieben von AfD, der NPD, PEGIDA und der "RECHTEN", von Identitären und "Reichsbürgern" stellen wir uns entgegen!
Wir fordern:
• Entspannungspolitik mit Russland, keine Militärmanöver in West und Ost, kein "Defender 2020"!
• Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen unterschreiben!
• Abzug der Atomwaffen aus Büchel! Keine Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa!
• Wirksames Handeln der EU zur Rettung des Iran-Atomabkommens und gegen die US-Sanktionen!
• Drohnenkrieg stoppen - US-Airbase Ramstein schließen! US-Truppenstationierungsvertrag kündigen!
• Keine Militarisierung der EU, keine EU-Armee!
• Das Grundgesetz einhalten und keine Soldaten in Kriege in alle Welt schicken!
• Keine Entwicklung von Killerrobotern, weltraumgestützten Waffensystemen und bewaffneten Drohnen!
• Festschreibung der drastischen Reduzierung militärischer CO2-Emissionen in den deutschen und internationalen Klimaabkommen!
• In NRW die Weiterverbreitung von Nuklearwaffentechnik verhindern, Nukleartransporte durch Deutschland stoppen, die Urananreicherungsanlage in Gronau sofort stilllegen!
• Abrüsten statt aufrüsten!
Aktiv werden für Frieden!
Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal. Die Sowjetunion brachte die größten Opfer zur Befreiung Deutschlands vom Faschismus. Allein dort starben 27 Millionen Menschen. Heutige Konflikte mit Russland müssen durch Verhandlungen und Verständigung gelöst werden, nicht durch Kriegsübungen mit Aufmärschen gen Osten.
Auch in Erinnerung an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs mit 60 Millionen Toten rufen wir auf, über Ostern gemeinsam gegen Aufrüstung und Kriegspolitik, für Abrüstung, Entspannung, eine europäische Friedensordnung und zivile Konfliktlösungen zu demonstrieren!
Ich/Wir unterstützen den Aufruf zum Ostermarsch Rhein Ruhr 2020