In Gelsenkirchen demonstrierten gestern
bereits rund eintausend Menschen gegen den Krieg im Irak. Proteste kamen auch
von politischen Parteien und Organisationen.
Von Matthias Heselmann und Markus Schwardtmann
In Hassel trafen sich am Nachmittag rund 350 Menschen auf dem Marktplatz.
Aufgerufen hatten die beiden christlichen Kirchen sowie der Moschee-Verein.
"Es ist immer noch sinnvoll zu zeigen, dass der Krieg falsch ist", so
Christel Backenecker. Auch Konrad Fulst zeigte in
Hassel Flagge. "Es ist sehr schlimm, dass so viele unschuldige Menschen
leiden müssen."
In der katholischen St. Augustinus-Kirche versammelten sich um 17 Uhr, während
in der ganzen Stadt die Glocken läuteten, rund 200 Menschen – unter ihnen die
SPD-Landtagsabgeordneten Ellen Werthmann und Frank Baranowski
– zu einem ökumenischen Gottesdienst. "Wir haben mit Wut, Frustration und
Ohnmacht den Beginn des Krieges zu Kenntnis genommen", so Propst Manfred Paas. Ohnmächtig stünde man trotz alle Gebete den Mächtigen
gegenüber.
Superintendentin Dorothee Franke-Herber sagte in einem Gebet, sie sei ratlos
über die Špaltung in der Kriegsfrage auch in
Deutschland. Frau Franke-Herber in Richtung der Kriegsparteien: "Wir
spüren Verbitterung über soviel anmaßung unter
christlichen Vorzeichen, über Rachedrohungen im Namen Gottes."
Zeitgleich demonstrierte neben der Kirche auf dem Neumarkt das "Friedensforum
Gelsenkirchen". Rund 500 Menschen verurteilten scharf den Angriffskrieg
auf den Irak und nannten Präsident Bush einen Kriegsverbrecher. Nach dem
Gottesdienst und der Kundegbung zündeten viele
hundert Menschen in der Altstadt Kerzen an.
OB Wittke gegen "Wildwest-Manier"
Unterdessen haben sich auch die politischen Parteien zu Wort gemeldet. Die SPD
ruft alle Bürgerinnen und Bürger in den kommenden Tagen und Wochen zur
Teilnahme an Veranstaltungen gegen den Irak-Krieg auf. Gelsenkirchens SPD-Chef
Frank Baranowski: "Wir sind enttäuscht darüber,
dass eine friedliche Lösung gescheitert ist und fordern die Bundesregierung
auf, weiterhin alles zu tun, um auf den Weg einer friedlichen Lösung
zurückzukehren."
Die Gelsenkirchener Grünen gegen hart mit der Kriegs-Koalition ins Gericht.
"Die fadenscheinigen Begründungen der USA für einen präventiven
Angriffskrieg sind propagandistisch gefärbt und reichen nicht aus", so der
Kreisverband in einer Presseerklärung. OB Oliver Wittke (CDU) erklärte
schließlich, die "Wildwest-Manier" von George Bush und der
"Deutsche Weg" von Bundeskanzler Schröder hätten auf Dauer dem
Gewicht der Vereinten Nationen geschadet.
Freitag, 21. März 2003 | Quelle:
Buersche Zeitung (Gelsenkirchen)