Rede von Lothar Wickermann am 1.9.2003 auf dem Neumarkt

Heute jährt sich zum 64. Mal der Beginn des Zweiten Weltkrieges in Europa. Er begann am 1 September 1939 mit einer Lüge, dem angeblichen polnischen Angriff auf den Sender Gleiwitz., und endete im Mai 1945 nachdem insgesamt 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren hatten.

Dieser Krieg war von Anfang an ein verbrecherischer Krieg. Er wurde von Nazideutschland angezettelt. Um einen Anspruch auf "Lebensraum für das deutsche Volk im Osten" durchzusetzen, fand die Annexion fremder Länder statt. In Polen und anderen Ländern wurden die dortigen Führungseliten - Politiker und Intellektuelle - verfolgt und ermordet. Die Präsenz der Wehrmacht in fremden Ländern ermöglichte es Einsatzgruppen von Polizei und SS ihre Terrormaßnahmen durchzuführen. Allein nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurden dadurch 750.OOO Menschen ermordet. Bewohner vieler Staaten wurden als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt und ausgebeutet.

Im Gefolge des Krieges fand die Entrechtung und Vernichtung der Juden Europas statt. Was im Deutschen Reich spätestens mit der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 offenbar war, fand seine Fortsetzung in den Vernichtungslagern der 55. In den KZs fanden 6 Millionen Juden den Tod. Auschwitz - diesen Name wird man niemals vergessen können!

Diese Verbrechen - begangen von der 55 - hätten ohne die Vorarbeit der Wehrmacht nie geschehen können. Allein deshalb verbietet sich heute ein ehrendes Andenken an die Deutsche Wehrmacht. Eine inzwischen bundesweit bekannte Ausstellung belegt, dass die Deutsche Wehrmacht selbst an Verbrechen beteiligt war. Diese Ausstellung ist ab September in Dortmund geöffnet. Besuchen Sie bitte diese Ausstellung.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Der Zweite Weltkrieg war von Anfang an ein verbrecherischer Krieg an dem auch die Deutsche Wehrmacht an Verbrechen beteiligt war; aber nicht jeder deutsche Soldat war ein Verbrecher. Die meisten wurden in die Wehrmacht hinein gezwungen, wurden an der Waffe ausgebildet und in den Krieg geschickt. Sie taten im Krieg etwas, was im. normalen Leben undenkbar wäre: sie töteten. Viele hatten Gewissensnöte, viele hatten Angst um das eigene Leben, starben selbst im Gefecht. Viele Soldaten waren so selbst eher Opfer als Täter.

Aber: Nur wenige Soldaten zogen persönliche Konsequenzen, indem sie sich dem Krieg entzogen. Diese Deserteure sind die wahren Helden des Zweiten Weltkrieges - ihrer zu gedenken, steht ihnen nach. allem, was wir heute über die Verbrechen des Krieges wissen, ganz besonders zu.

Als der Zweite Weltkrieg 1945 zu Ende ging, hatte er auch über 5 Millionen deutsche Todesopfer gefordert. Millionen waren verletzt, Millionen waren in Kriegsgefangenschaft, Millionen Frauen hatten ihre Männer verloren, Kinder ihre Vater. Die Städte waren zerstört, das wirtschaftliche und soziale Leben war am Boden.

Die Erinnerung an all die grausamen Erlebnisse ließ die Nachkriegsgeneration hoffen, dass so etwas nie wieder geschehen werde. Ihre Hoffnung war, dass nie wieder ein Krieg von deutschem Boden ausgehen solle.

Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg!