Rede von Ursula Möllenberg auf der Kundgebung des Friedensforums am 15.2.2003

 

Liebe Friedensfreunde,

Die USA haben eine kolossale Kriegsmaschinerie gegen ein wehrloses, am Boden liegendes Land in Anschlag gebracht und scheinen sich von keinem Einspruch abhalten zu lassen, es restlos in Schutt und Asche zu legen.

Zwar hat die Bundesregierung erklärt, nicht mit Soldaten an dem bevorstehenden Aggressionsakt teilnehmen zu wollen, dennoch besteht aber kaum Zweifel, dass der Krieg kommen wird, weil die Supermacht sich erklärtermaßen von niemandem davon abhalten lassen wird, loszuschlagen.

Warum versammeln wir uns trotzdem hier gegen den Krieg, statt uns resigniert ins Unvermeidliche zu fügen?

Es ist eine Verpflichtung aus Menschlichkeit, gegen den Krieg, der Tausende das Leben kosten wird, mit unseren Möglichkeiten zu kämpfen. Ein anderer Grund ist die Angst. Angst vor einem Krieg, der unberechenbar eskalieren kann, was die von ihrer eigenen Machtfülle Verblendeten nicht sehen wollen.

Unsere Angst ist eine zweischneidige Sache. Politiker und ihre Medien versuchen, ihr Süppchen darauf zu kochen. Sie missbrauchen sie für ihre Zwecke. Sie denunzieren sie als "Friedenssehnsucht" von Naivlingen und Weltverbesserern. Die der Supermacht eigene Rhetorik vom "Bösen", das zur Strecke gebracht werden müsse, weil es unsere Freiheit und unseren Wohlstand bedrohe, ist ihnen zu grobschlächtig. Aber die dahinter liegenden Absichten tragen sie mit.

Trotz unserer Angst lassen wir uns aber nicht ins Bockshorn jagen! Unsere Angst hat auch ihr Gutes. Sie hat uns hellhörig und scharfsichtig gemacht; und sie hilft uns, Widersprüche wahrzunehmen: Die "Schurken" dieser Welt wurden von jenen, die sie jetzt bekämpfen, erst dazu gemacht. Ob Al-Kaida, gegen die auch deutsche Soldaten in Afghanistan eingesetzt sind , oder der Diktator in Bagdad – sie könnten ohne die Unterstützung der USA, Deutschlands und anderer westlicher Staaten, die sie mit Waffen und Giftgas ausgerüstet haben, nicht diese Rolle spielen.

Immer mehr Menschen bezweifeln die offiziellen Versionen und erkennen die Lügen, die uns aufgetischt werden. Und wollen sich nicht mehr verschaukeln lassen Dass es um den Frieden geht, wenn zum Krieg geblasen wird, überzeugt nicht mehr. Auch Hunderttausende in den USA selbst fordern den Einsatz friedlicher Mittel. Es ist deutlich geworden, dass es beim Irakkonflikt um Ziele geht, die mit Menschenfreundlichkeit nichts, dafür um so mehr mit Profit und Herrschaftsanspruch zu tun haben.

Was können wir also tun?

Die Menschen erkennen die wahren Kriegstreiber und der Widerstand dagegen wächst weltweit. Und damit wächst auch unser Selbstbewusstsein, dass die Mächtigen in die Schranken verwiesen werden können, dass ein Krieg verhindert werden kann!

Und nun zitiere ich Arundhati Roy, die mutige indische Schriftstellerin:

"Unsere Strategie sollte nicht nur sein, der "Weltherrschaft" zu begegnen, sondern sie zu belagern. Ihr den Sauerstoff zu nehmen. Sie zu beschämen. Mit unserer Kunst, unserer Musik, unserer Literatur, unserer Widerspenstigkeit, unserer Freude, unserem Scharfsinn, unserer reinen Schonungslosigkeit. Und der Fähigkeit, unsere eigenen Geschichten zu erzählen, die sich von denen unterscheiden, denen wir dank Gehirnwäsche glauben sollen.

Die Revolution der globalen Allmacht wird in sich zusammenfallen, wenn wir uns weigern, das zu kaufen, was sie verkauft – ihre Ideen, ihre Geschichtsversion, ihre Kriege, ihre Waffen, ihre Vorstellung von Unvermeidlichkeit. Denkt daran: Sie brauchen uns mehr als wir sie. Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist unterwegs. An einem ruhigen Tag kann ich ihr Atmen hören."

Harold Pinter: Bush sagte: "Wir werden es nicht dulden, wenn die schlimmsten Waffen der Welt in den Händen eines der schlimmsten Führer der Welt bleiben." Richtig. Schau in den Spiegel, Kumpel. Du bist es. (...)